Eine Charakterisierung des Bodenzustandes ist anhand der Bodenprofilaufnahme
und der Befunde der chemischen Analyse der Humusauflage und des
Mineralbodens möglich. Eingehende Hilfestellungen zur Waldbodenbeschreibung
und Kennwerte zur Charakterisierung des ökochemischen Waldbodenzustandes
bieten die folgenden Veröffentlichungen:
Arbeitskreis Standortskartierung in der Arbeitsgemeinschaft Forsteinrichtung
(1996): Forstliche Standortsaufnahme. IHW-Verlag Eching, ISBN 3-930167-18-2
Arbeitskreis C der Bund/Länderarbeitsgruppe Level II (2000): Kennwerte zur
Charakterisierung des ökochemischen Bodenzustandes und des
Gefährdungspotentials durch Bodenversauerung und Stickstoffsättigung an
Level II-Waldökosystem-Dauerbeobachtungsflächen (zu beziehen über
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft,
Bonn).
Die nachfolgenden Kennwerte des Bodenzustandes sind im Wesentlichen aus
diesen beiden Veröffentlichungen entnommen.
Humusprofilansprache
Mineralbodenhumusformen
(L-Mull, F-Mull und mullartiger Moder) deuten auf einen guten biologischen
Bodenzustand mit einer raschen Einarbeitung der Nadel-/Laubstreu in den
Mineralboden hin.
Auflagehumusformen (typischer Moder, humusartiger Moder, Rohhumus)
zeigen demgegenüber Störungen in der Streuzersetzung und eine Entkopplung
der Nährstoffkreisläufe im Ökosystem an. Umso mächtiger die Humusauflage und
umso höher die Humusmenge ist, umso stärker ist die Streuzersetzung gestört.
Bodenprofilaufnahme
Die Bodenprofilansprache gibt
Hinweise auf die in der Vergangenheit im Boden abgelaufenen Prozesse. Zudem
liefert die Profilbeschreibung Informationen über die Wasser- und
Nährstoffversorgung und die Durchwurzelung des Bodens.
Ökochemische Kennwerte
C/N- und
C/P-Verhältnisse in der organischen Substanz
Diese Kennwerte werden bei Auflagehumusformen aus der Analyse des
Oh-Horizontes, bei Mineralbodenhumusformen aus der Analyse des obersten
Mineralbodenhorizontes hergeleitet. Sie geben Hinweise auf die Humusumsetzung
und den Stickstoffumsatz. Je enger die Verhältnisse sind, je höher ist der
Humusumsatz. Bei abnehmendem C/N-Verhältnis steigt die Gefahr einer Auswaschung
von Nitrat aus den Waldböden.
C/N-, C/P-Verhältnisse der
organischen Substanz
C / N |
10
12
16
20
25
35 |
C / P |
50 100
200
400
800
1200 |
Einteilung |
sehr eng |
eng |
mäßig eng |
mittel |
mäßig weit |
weit |
sehr weit |
Bewertung der
Nitratauswaschungsgefahr in Waldböden anhand des C/N-Verhältnisses
C / N |
Bewertung |
> 30 |
gering |
20 - 30 |
mittel |
< 20 |
hoch |
Austauschbare Kationen
Bestimmte Bodenbestandteile,
insbesondere Humus und Ton, besitzen die Fähigkeit an ihren negativ
geladenen Oberflächen Kationen zu adsorbieren und gegen äquivalente Mengen
anderer Kationen auszutauschen. Diese Fähigkeit der Böden wird als
Kationenaustausch bezeichnet und ist von überaus großer Bedeutung für die
Bereitstellung von Nährstoffen im Boden.
AKe: Maß für die im Boden wirksame effektive Kationenaustauschkapazität
Bewertung der effektiven Kationenaustauschkapazität (AKe)
Ake (mmol
IÄ/g)
A-Horizonte |
15 40
70 120
240 480 |
Ake (mmol
IÄ/g)
B/C-Horizonte |
10 30
60 120
240 480 |
Bewertung |
sehr gering |
gering |
gering/mittel |
mittel |
mittel/hoch |
hoch |
sehr hoch |
Austauscherbelegung
Eine Bewertung der
austauschbaren Kationen erfolgt in der Regel über ihre prozentualen Anteile
an der AKe.
Bewertung der relativen Austauscherbelegung bezogen auf die AKe in
Mineralböden
Bewertung
(Elastizität) |
Ca + Mg
% |
Mg
% |
K
% |
H + Fe
% |
Basensättigung
% |
sehr gering
gering |
< 5
5 - 15 |
< 1
1 - 2 |
< 1
1 - 2 |
> 10
2(5) - 10 |
< 7
7 - 20 |
basenarm |
mäßig
mittel |
15 - 30
30 - 50 |
2 - 4 |
2 - 4 |
|
20 -30
30 - 50 |
mittel |
mäßig hoch
hoch
sehr hoch |
50 - 70
70 - 85
>85 |
4 - 8
>8 |
4 - 8
> 8 |
|
50 - 70
70 - 85
> 85 |
basenreich |
Von besonderer Bedeutung ist die Basensättigung (Anteil der Mb-Kationen Ca++
+ Mg++ + Na+ + K+ an der AKe). Bei
Basensättigungen über 15 % dominieren die wichtigen Nährstoffkationen Calcium
und Magnesium, bei Basensättigungen unter 15 % dagegen potentiell toxischen
Säurekationen Al+++, Mn++, Fe++
und H+ das Bodenwasser (Bodenlösung). Bei Basensättigung unter 20
% ist zudem das Säurepufferungsvermögen der Böden meist nur gering.
Bei der Bewertung des ökochemischen Bodenzustandes ist vor allem auch die
Tiefenverteilung der Basensättigung von Bedeutung. So ist zu prüfen, ob
Basensättigungen unter 20 % nur im Oberboden bis etwa 20 oder 30 cm Bodentiefe
auftreten und darunter deutlich ansteigen (nur Oberboden versauert), oder ob die
niedrigen Basensättigungen den gesamten Hauptwurzelraum (Wurzelraum versauert)
oder sogar den Unterboden umfassen (Unterboden versauert – potentielles Risiko
für das Grundwasser.
Stoffvorräte
Die Vorräte an austauschbar
und organisch gebundenen Vorräten der Hauptnährstoffe N, K, Mg und Ca in der
Humuslage und im durchwurzelbaren Mineralboden geben Hinweise auf die kurz-
bis mittelfristig im Boden verfügbaren Nährstoffe.
N- und C-Vorräte im Wurzelraum (organische Auflage und Mineralboden)
Nt (t/ha) |
2,5
5
10
20 |
Corg (t/ha) |
50
100
200
400 |
Bewertung |
sehr gering |
gering |
mittel |
hoch |
sehr hoch |
Bewertung der kurz- bis mittelfristig verfügbaren Vorräte im effektiven
Wurzelraum (organische Auflage und Mineralboden) als Vielfaches der
durchschnittlichen Nährstoffvorräte von Baumhölzern (K = 400 kg/ha; Ca = 400
kg/ha und Mg 100 kg/ha)
K (kg/ha)
(Faktoren) |
200 400
600 800
1200 1600
(1/2) (1)
(1,5) (2)
(3)
(4) |
Ca (kg/ha)
(Faktoren) |
200 400
800 2000
4000 8000
(1/2) (1)
(2)
(5)
(10) (20) |
Mg (kg/ha)
(Faktoren |
50 100
200 500
1000 2000
(1/2) (1)
(2)
(5)
(10) (20) |
Bewertung |
sehr gering |
gering |
gering/mittel |
mittel |
mittel/hoch |
hoch |
sehr hoch |
Neben den absoluten Nährstoffvorräten ist auch der relative Anteil von
Interesse, den der Vorrat in der Humusauflage am Gesamtvorrat des Bodens hat.
Die Vorräte in der Humusauflage sind als labil anzusehen und erfüllen die
Funktion des Bodens als Nährstoffspeicher nur unzureichend.
Abhängigkeit der Mg-Ernährung (Mg-Gehalte
ein- bzw. dreijähriger Fichtennadeln) vom Mg-Vorrat (Auflage +
Mineralboden bis 30 cm) und dem Mg-Vorratsanteil in der Auflage (aus
Riek und Wolff 1999)
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