Hierfür gibt
es zwei wesentliche Gründe. Zum einen werden männliche und weibliche
Blüten an Langtrieben anstelle von Blattknospen gebildet. Die Konsequenz
hieraus ist in den Jahren nach der Blüte ein Rückgang der Triebzahl
und somit auch eine reduzierte Blattmenge. Zum anderen werden bei der Fruktifikation
durch den hohen Bedarf an Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen beim
Wachstum der Früchte Reservestoffe aufgebraucht. Als Folge hiervon
gehen Blattgröße und Trieblängen im Blühjahr und in
den Folgejahren zurück. Zudem können bei älteren Buchen, wenn
starke Fruktifikation mit Trockenheit kombiniert ist, Kronenteile absterben.
Bislang ist nicht hinreichend geklärt, inwieweit Änderungen
in den Umweltbedingungen zu der beobachteten Häufung von Jahren mit
starker Fruktifikation beitragen. Die Entscheidung, ob Blütenknospen
oder vegetative Knospen gebildet werden, ist von den Witterungsbedingungen
zum Zeitpunkt der Knospenanlage, nämlich warm-trockenen Sommermonaten
des Vorjahres, abhängig. Da warm-trockene Vegetationszeiten in den letzten
1 ½ Jahrzehnten häufig vorkamen, ist auch die Häufung von
Blühjahren nicht verwunderlich. Allerdings entsteht nicht aus jeder
Blüte eine Mast. So können Frost, Regen oder Insektenfraß
die Bildung von Früchten verhindern. Nach DENGLER (1982) sind in einem
Jahrzehnt durchschnittlich nur eine Vollernte und eine Halbernte zu erwarten.
Tatsächlich traten von 1990 bis 2006 sechs starke Erntejahre auf.
An den Dauerbeobachtungsflächen wird die Fruktifikation in vier Stufen
(ohne, wenig, mittel, stark) einzelbaumweise im Sommer im Zuge der Kronenzustandsbonitur
erfasst. Die Blüte wird lediglich auf wenigen ausgewählten Flächen
bonitiert.
Auch hohe Stickstoffeinträge können offenbar
einen Einfluss auf die Fruktifikation ausüben. Voraussetzung
für die Fruktifikation ist eine ausreichende Ansammlung von Assimilaten.
Hier kann die zunehmende Stickstoffverfügbarkeit in unseren Waldökosystemen
eine Rolle spielen. Stickstoff verändert das Spross-Wurzel-Verhältnis
zugunsten der oberirdischen Biomasse und fördert so die Ansammlung
von Assimilaten. Bei älteren Bäumen kann nach MATSCHKE (1992)
bei fixierter Blühneigung Stickstoff den Blütenansatz erhöhen,
da das vegetative Wachstum auf das Stickstoffangebot nicht mehr so stark
reagiert wie bei jungen Gehölzen und die intensivierte Photosynthese
der Fruktifikation zugute kommt. Nicht auszuschließen ist auch, dass
sich ein veränderndes Verhältnis zwischen der Verfügbarkeit
von Assimilaten und Mineralstoffen in Richtung auf eine Blühförderung
auswirkt. Während die Assimilatverfügbarkeit durch die hohe Stickstoffbereitstellung
zunimmt, nimmt die Mineralstoffverfügbarkeit im Zuge der Bodenversauerung
und der hiermit verbundenen Wurzelschädigung ab.
Deutlich wird, dass Blüte und Fruktifikation von einer Reihe von Umweltfaktoren
abhängen, von denen einige durchaus durch die Luftschadstoffbelastung
erheblich beeinflusst werden. Ein anthropogener Einfluss auf die Intensität
der Fruktifikation ist daher durchaus wahrscheinlich, kann aber beim gegenwärtigen
Wissensstand nicht quantifiziert werden.
Bei der Eiche hat die Fruktifikation trotz der zum Teil
beträchtlichen Samenmengen im aktuellen Samenjahr keine so großen
Auswirkungen auf den Kronenzustand wie bei der Buche. Die Samen entwickeln
sich im Vergleich zur Buche deutlich später und wirken sich wohl deshalb
meist weniger auf die Belaubung aus als bei der Buche. Allerdings sind wie
bei der Buche deutliche Einflüsse auf die Verzweigungsstruktur - und
somit den Kronenzustand der Folgejahre – nicht ausgeschlossen.
Bei der Kiefer hat die Blüte einen Einfluss auf das
Erscheinungsbild der Krone, da männliche Blüten anstelle von Nadeln
gebildet werden. Die männliche Blüte konzentriert sich jedoch
meist auf den unteren Teil der Krone, während bei der Bonitierung der
Kronenverlichtung nur die Lichtkrone betrachtet wird. Bei mittlerer und
starker Blüte (Blühintensität > 30 %) wirkt sich die Blüte
auf den Nadelverlust aus. Allerdings ist auch bei Blühintensitäten
über 60 % eine volle Benadelung möglich. |