Einflussfaktoren auf die Entwicklung bei Kiefer  


Bei der Kiefer hat sich der Kronenzustand gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Der Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden ist um 14 Prozentpunkte angestiegen, die mittlere Kronenverlichtung um 4,8 Prozentpunkte. Diese Veränderung ist signifikant. Das Schadniveau ist damit in 2020 über den oberen Rahmen der Streuung der Zeitreihe hinaus angestiegen. Die Kiefer wies bisher ein vergleichsweise geringes Schadniveau auf.
Über die Zeitreihe betrachtet war ab den 1990er Jahren ein leicht ansteigender Trend, von 2003 bis 2008 ein erhöhtes Schadniveau und bis 2016 ein Rückgang der Kronenverlichtung festzustellen. Bis 2019 zeigte sich ein Auf und Ab des Schadniveaus ohne gerichteten signifikanten Trend.

Auch die ansonsten als trockentolerant geltende Kiefer hatte in den letzten drei Jahren unter der Trockenheit gelitten. Sie reagierte darauf mit einer vorzeitigen Verfärbung und Schütte des dritten Nadeljahrgangs, was auch schon während der Außenarbeiten der Waldzustandserhebung, verstärkt aber erst nach deren Abschluss ab Anfang August, zu beobachten war. Auffällig im Land waren immer wieder einzelne frisch abgestorbene Kiefern zu beobachten. Das Kollektiv der Probebäume der Waldzustandserhebung war jedoch nicht betroffen, nur ein einziger Baum war frisch abgestorben, drei weitere kurz vor dem Absterben. Weitere zwei waren bereits im Vorjahr oder noch länger tot. Die Ausscheiderate ist in 2020 für Kiefer nicht auffällig erhöht. Die Kiefer ist häufiger von der Mistel (Viscum album) befallen, in der Rheinebene rund die Hälfte der Probebäume. Stärker mit Misteln befallene Kiefern leiden aber besonders unter Trockenphasen, da die Mistel ihre Verdunstung nicht einschränkt, dem Wirtsbaum weiter Wasser und Nährsalze entzieht und so zu Vitalitätseinbußen führt. Im Übrigen war die Kiefer, wie auch schon in den Vorjahren, keinen besonderen Belastungen ausgesetzt. Von Bedeutung ist noch der Befall mit Waldgärtner (Borkenkäfer), der aber  meist im unbedenklichen Umfang blieb.

Mit nur drei Nadeljahrgängen ist die Kiefer vergleichsweise flexibel in ihrer Benadelungsdichte und kann unter günstigen Bedingungen moderate Entnadelung auch gut regenerieren. Insgesamt hatte sich die Kiefer bisher als robuste Baumart erwiesen, ihr Schadniveau war vergleichsweise niedrig und veränderte sich nur wenig.
Die Kiefer zeigt im Herbst ein typisches Schütteverhalten, der älteste Nadeljahrgang verfärbt sich gelb und fällt zum Winter hin ab. Dieses Phänomen tritt normalerweise im September/Oktober auf, in Jahren mit ausgeprägter sommerlicher Trockenphase wie 2020, 2019, 2018 und auch schon 2003, kommt es aber auch zu einer vorzeitigen Schütte. Dadurch kann in solchen Jahren ein Anstieg der Kronenverlichtung ausgelöst werden. In 2020, 2019 und 2018 waren die Außenaufnahmen der Waldzustandserhebung jedoch schon vergleichsweise früh abgeschlossen, dadurch wurde dieses Phänomen nur an den zum Ende der Erhebung aufgenommenen Punkten beobachtet. Im Jahr 2011 war es dagegen auffällig gut zu beobachten, wobei in 2011 auch der außergewöhnlich frühe Beginn der Vegetationszeit mit verantwortlich gewesen sein könnte.

Problematisch ist für die lichtbedürftige Kiefer, wenn unterständige schattenverträgliche Baumarten, häufig die Buche, in ihre Krone einwachsen und von unten oder der Seite her bedrängen. Wird die Kiefernkrone dann bei einer Durchforstung freigestellt, sind in der unteren Lichtkrone häufig schlecht benadelte oder kahle Zweigpartien erkennbar. Unmittelbar nach der Durchforstung ist dies als ehemals konkurrenzbedingter Einfluss bei der Kronenzustandsansprache gut zu berücksichtigen. Da insbesondere ältere Kiefern ihre Krone in solchen einstmals beeinträchtigten Bereichen nicht mehr ausbauen, bleibt dieser konkurrenzbedingte Nadelverlust recht dauerhaft erhalten, es wird aber immer schwieriger sein Ausmaß abzuschätzen und bei der Bewertung zu beachten.

Die Aufgliederung nach den Altersklassen wird für die Jahre mit der Erhebung der Vollstichprobe betrachtet. Bis 2001 waren bei der Kiefer keine wesentlichen Veränderungen im Kronenzustand festzustellen, der Anstieg des Schadniveaus von 2001 bis 2004 ist bei allen Altersklassen zu beobachten, auf 2008 blieb die Situation weitgehend unverändert, bis 2013 ist in allen Altersklassen ein Rückgang der Kronenschäden zu erkennen. Auch bei der Kiefer weisen die jüngeren Bäume tendenziell ein geringeres Schadniveau auf als die älteren. Es ergibt sich aber kein so deutlicher Alterstrend wie bei den anderen Baumarten. Die Altersklassenverteilung hat sich im Laufe der Zeitreihe markant zu den älteren Beständen hin verschoben; der Anteil der bis zu 60-jährigen Kiefern hat sich mehr als halbiert, der Anteil sehr alter (über 140-jährigen) Kiefern ist von wenigen Einzelbäumen auf über 10 % angestiegen. Die genauere Analyse des Kollektivs der Kiefern-Probebäume mit einem Alter von über 140 Jahren zeigte, dass auch diese sehr alten Kiefern meist noch einen guten Kronenzustand aufweisen, sofern sie nicht von Nachbarbäumen bedrängt werden.

Vergilbungserscheinungen an Kiefer waren während der gesamten Beobachtungsperiode bedeutungslos, es waren immer nur einzelne Probebäume betroffen.

In den letzten Jahren traten regelmäßig lokale Unwetter auf, bei denen es auch, räumlich sehr eng begrenzt, zu Hagelschlag kommen kann. Bei Kiefern, die durch Hagelschlag geschädigt wurden, geht die dadurch entstandene Entnadelung in die Bewertung des Kronenzustandes mit ein. Erfahrungen aus früheren Jahren zeigen, dass mittelstarke oder starke Schäden durch Hagelschlag von der Kiefer nicht regeneriert werden können, sondern zum Absterben führen. Hierbei spielt der Pilz Spaeropsis sapinea eine Rolle, der über die Hagelwunden in die Rinde eindringt. Von stärkerem Hagelschlag betroffene Kiefern werden daher meist zeitig gefällt, um einer Entwertung des Holzes durch nachfolgende Bläuepilze zuvorzukommen. In 2008 war ein etwa 300 ha großes Gebiet bei den Orten Rodalben, Münchweiler und Merzalben im südwestlichen Pfälzerwald  stark durch Hagel geschädigt worden, Aufnahmepunkte der Waldzustandserhebung waren hierdurch jedoch nicht betroffen.

Die Kiefer zeigt nahezu jedes Jahr Fruchtbehang. Ein Einfluss des Zapfenbehanges auf den Kronenzustand der Kiefer ist nicht erkennbar.

Insektenfraß ist an Kiefer immer wieder zu beobachten. Dabei handelte es sich jedoch überwiegend um leichten Befall durch den Reifefraß des Waldgärtners (Tomicus piniperda und T. minor). Ein Einfluss auf die Schadstufenverteilung war bisher nicht erkennbar. Wiederholter mehrjähriger Befall führt bei jungen Kiefern aber zu einem unregelmäßigen, lückigen Verzweigungssystem, was langfristig auch Auswirkungen auf den Kronenzustand haben kann.
An Kiefer treten immer wieder Kronenbrüche und Abrisse starker Äste auf, besonders durch Nassschnee. Diese mechanischen Schäden werden weitgehend aus der Kronenzustandsansprache ausgeklammert. Es ist aber zu beobachten, dass bei älteren Bäumen die dadurch entstandenen Lücken in der Verzweigung nicht mehr regeneriert werden. Die verbliebene Krone bleibt an diesen Stellen schütter, womit langfristig ein schlechterer Kronenzustand einhergeht.

Weitere Informationen sind auf der Ebene „Forschung an Dauerbeobachtungsflächen“ unter „Kronenzustand“ in dem Abschnitt „Einflussfaktoren auf die Kronenzustandsentwicklung“ zu finden.


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