Der Wasser- und Bioelementhaushalt
eines Waldökosystems lässt sich insbesondere über eine Bilanzierung
des Eintrags und des Austrags an Wasser und aller wesentlichen Bioelemente
charakterisieren. Diese Bilanzen geben Einblick in den aktuellen Versauerungs-
und Stickstoffstatus der Ökosysteme, mögliche aktuelle Stressbelastungen
sowie Hinweise auf zukünftige Risiken z.B. durch eine abnehmende Nährstoffverfügbarkeit.
Bei dieser Bilanzierung wird als Eintrag die über Modellannahmen aus
den Depositionsmessungen hergeleitete Gesamtdeposition, als Austrag der
über ein Wasserhaushaltsmodell und Sickerwasseranalysen hergeleitete
Stofffluss mit dem Bodenwasser unterhalb des Wurzelraumes betrachtet. Die
Wasserhaushaltsmodellierung erfolgt hierbei mit prozessorientierten Modellen
auf der Grundlage der Richards-Gleichung (Simula 18,
Coup-Model).
Diese sehr aufwendigen Kalkulationen werden an 5 Dauerbeobachtungsflächen
durchgeführt (101 Idar-Oberstein, 106 Adenau, 212 Neuhäusel, 303
Johanniskreuz und 405 Merzalben). Die Befunde der genannten Standorte sind
über die Karte auf der Ebene „Forschung an Dauerbeobachtungsflächen“
zugänglich.
Nach den Befunden einer 5-jährigen Periode (1996 bis 2000) wurden in
den beiden Fichtenbeständen etwa ein Drittel des Freilandniederschlags
im Kronenraum festgehalten und sind von dort wieder verdunstet (Interzeption);
36 bzw. 41 % des Freilandniederschlages wurden mit dem Sickerwasser Richtung
Grund- bzw. Quellwasser aus dem Ökosystem ausgetragen. In den beiden
Laubholzbeständen wurden durchschnittlich 20 % interzipiert und 53
bzw. 57 % mit dem Sickerwasser ausgetragen. Im Kiefernbestand mit Buchenunterstand
wurden etwa ein Drittel des Freilandniederschlags im Kronenraum festgehalten
und 57 % Richtung Grundwasser ausgetragen.
An allen Standorten ist im Durchschnitt der 5-jährigen Periode der
Sulfatschwefelaustrag (SO4-S) mit dem Sickerwasser unter dem Wurzelraum
höher als der Eintrag in den Waldboden. Im Boden wird demnach Schwefel
freigesetzt. Aluminium wird nur in sehr geringem Umfang in den Waldboden
eingetragen, aber z. T. in beträchtlichem Umfang aus dem Boden mit dem
Sickerwasser ausgewaschen. Offensichtlich werden aktuell in den Böden
in beträchtlichem Umfang Aluminiumsulfate aufgelöst, die zu Zeiten
noch höherer Schwefeldeposition aufgespeichert wurden. Die Böden
bauen also gegenwärtig allmählich ihre Altlasten ab.
An drei der fünf Standorte wird ein Teil des eingetragenen Stickstoffs
(Nges) wieder mit dem Sickerwasser ausgewaschen. Diese Auswaschung treibt
die Bodenversauerung voran und belastet das Grund- und Quellwasser mit Nitrat.
An allen Standorten wird das wichtige Nährelement Magnesium (Mg) in
größerem Ausmaß aus dem Boden ausgewaschen, als über
die Deposition eingetragen. Dies lässt langfristig eine Abnahme des
Magnesiumsvorrats im Boden erwarten. Beim Calcium (Ca) und beim Kalium (K)
übersteigt nur am Standort Neuhäusel der Austrag den Eintrag.
Die Säurepufferung erfolgt an diesem Bimsstandort nicht über die
Freisetzung von Aluminiumkationen, sondern über die Basekationen Mg++,
Ca++ und K+. Dies belastet zwar nicht das Grundwasser,
ist aber mit einem Vorratsabbau dieser wichtigen Nährstoffe und einem
Verlust an Säureneutralisationskapazität verbunden. Die Befunde
für die einzelnen Untersuchungsstandorte sind über die Karte auf
der Ebene „Forschung an Dauerbeobachtungsflächen“ zugänglich.
Ansprechpartner
Dr.
Martin Greve, email:
martin.greve@wald-rlp.de
Telefon: +49-6131-884-268-128
|