Ausscheiderate, Insektenbefall, Pilzbefall & andere Schäden bei Eiche

Bei den Außenaufnahmen der Waldzustandserhebung werden für jeden Probebaum äußerlich sichtbare Schädigungen der Krone mit eindeutig erkennbarer Ursache gesondert festgehalten. So werden Schäden durch blattfressende Insekten, Pilzbefall von Blättern, Schäden durch Hagelschlag, Abbrüche starker Äste oder ganzer Kronenteile und auch Beschädigungen des Stammes notiert. Seit 1993 wird auch die Ursache für das Ausscheiden eines Probebaumes festgehalten. Damit ist es möglich, Schädigungen durch Sturmwurf, Insekten- oder Pilzbefall auch bei den aus dem Kollektiv ausgeschiedenen Probebäumen zu erfassen. Ausmaß und Einfluss von Insekten- oder Pilzbefall oder Schäden durch Hagel, Schneebruch oder Sturm werden im Vergleich zu den Befunden auf den Dauerbeobachtungsflächen und unter Berücksichtigung der Meldungen der Forstämter und der Untersuchungen zum Waldschutz bewertet.

Bei Eiche sind regelmäßig Schäden durch blattfressende Insekten zu beobachten. Häufig handelt es sich dabei um Fraß durch Raupen von Frostspannerarten und Eichenwickler. Die Eiche ist in der Lage durch einen zweiten Austrieb Fraßschäden zu regenerieren. Oft ist diese Regeneration aber nicht vollständig, so dass durch Fraßschäden ein Anstieg der Kronenverlichtung ausgelöst wird. Häufig wird der Wiederaustrieb auch durch den Eichenmehltau (Erysiphe alphitoides oder Microsphaera alphitoides) befallen. Insektenfraß und Mehltaubefall sind oft gemeinsam an den Probebäumen zu finden.Der Frühjahrstrieb ist befressen, der zweite Austrieb durch den Mehltaupilz befallen.

In 2020 waren an 10 % der Eichen-Probebäume Fraßschäden beobachtet und notiert worden. Damit ist der Anteil gegenüber dem Vorjahr (38 %) merklich niedriger, auch die Fraßintensität ist nur gering. Befall durch den Mehltaupilz wurde 2020 an 11 (1,6 %) der Probebäume (Vorjahr 8,5 %) beobachtet.Insektenfraß und Mehltaubefall hat sich in vielen Jahren als ein bedeutsamer Einflussfaktor auf die Entwicklung des Kronenzustandes bei Eiche erwiesen.
2020 wurden an einem Probebaum Ausbohrlöcher des Eichenprachtkäfers (Agrilus biguttatus) festgestellt.
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) wurde in den wärmebegünstigten Wuchsgebieten Saar-Nahe-Bergland und Moseltal an fünf Aufnahmepunkten beobachtet. Er verursacht meist nur unterschwellige Fraßschäden und ist damit unbedeutend für die Kronenverlichtung. Wegen seiner Brennhaare hat er aber eine hohe Bedeutung für die Aufnahmeteams. Bei zu starker Präsenz kann an dem Aufnahmepunkt die Waldzustandserhebung wegen der Gesundheitsgefährdung nicht durchgeführt werden.
 

 


Veränderung der mittleren Kronenverlichtung in Prozentpunkten
nach der Intensität des Insektenbefalls bei Eiche in verschiedenen Jahren

 

In 2019 ist die mittlere Kronenverlichtung aller Eichen merklich angestiegen; dieser Schadanstieg fiel bei den durch Fraß- und/oder Mehltauschäden betroffenen Eichen deutlicher aus als bei denen ohne sichtbare Schädigungen.
Auch in 2015 ist die mittlere Kronenverlichtung durchgehend angestiegen, auch hier war  die Verschlechterung bei den von Fraßschäden betroffenen Eichen deutlicher.
In 2014 ist die mittlere Kronenverlichtung der Eichen insgesamt zurückgegangen, die Verbesserung der Eichen, an denen Insektenfraß beobachtet wurde, ist aber weniger ausgeprägt.
In 2012 ist die mittlere Kronenverlichtung der Eichen, bei denen Insektenfraß beobachtet wurde umso stärker angestiegen, je stärker die Fraßschäden eingeschätzt waren. Die Eichen ohne erkennbare Fraßschäden und ohne erkennbaren Pilzbefall wiesen dagegen einen leichten Rückgang der mittleren Kronenverlichtung auf.
2011 war bei der Eiche trotz Insektenfraßes eine Verbesserung des Kronenzustandes beobachtet worden. Nur die sehr deutlich von Fraßschäden betroffenen Eichen wiesen einen Anstieg der Verlichtung auf.
In 2010 und 2008 ist die mittlere Kronenverlichtung bei Eiche generell angestiegen. In beiden Jahren zeigte sich, dass die stärker von Fraßschäden betroffenen Eichen einen merklich höheren Anstieg der Kronenverlichtung aufweisen, als die nicht oder nur geringfügig von Fraßschäden betroffenen.
In 2007 war an 44 % der Probebäume Fraß, meist geringer Intensität, beobachtet worden, dennoch konnten die Eichen in 2007 ihren Kronenzustand verbessern, nur bei den stärker befressenen zeigte sich ein Anstieg der Kronenverlichtung.
In 2006 waren insgesamt an 64 % aller Probebäume Schäden durch Insektenfraß festzustellen. Hier zeigte sich, dass nicht betroffene Eichen sich in ihrem Kronenzustand verbesserten, stark befressene dagegen verschlechterten, während bei den schwach befressenen keine Veränderung der Kronenverlichtung zu beobachten war.

Der Regenerationsaustrieb der Eiche wird bevorzugt durch den Mehltaupilz befallen, sodass Fraßschäden und Pilzbefall nacheinander auftreten können und die befressenen Eichen zusätzlich geschwächt werden. Leichter Mehltaubefall ohne Blattdeformationen ist in den oberen Kronenteilen, auch mit Hilfe des Fernglases, nur schwer zu erkennen. Daher ist davon auszugehen, dass das Ausmaß des Befalles eher unterschätzt wird und nur stärkerer Mehltaubefall notiert wird. In 2019, 2012 und 2010 war Mehltau öfter beobachtet worden, die Auswertung zeigte, dass mehltaubefallene Eichen einen signifikant höheren Anstieg der mittleren Kronenverlichtung aufwiesen, als die nicht betroffenen.

Andere Schäden wie Mistelbefall oder Hagelschlag wurden 2020 nicht beobachtet. Frische Kronenbrüche traten bei den Eichen-Probebäumen nicht auf, aber Peitschschäden wurden vereinzelt beobachtet; beides wird als offensichtlicher mechanischer Schaden bei der Beurteilung des Kronenzustandes ausgeklammert.  Stammschäden treten immer wieder auf und bleiben ein Leben lang sichtbar. So hat insgesamt rund ein Fünftel aller Probebäume einmal Stammschäden erlitten.

An etlichen Eichen sind in der Lichtkrone abgestorbene Zweige oder Äste zu sehen, ohne dass ein Grund für diese Absterbeerscheinungen erkennbar wäre. In 2019 war an rund 11 % der Probebäume dürres Reisig oder dürre Äste zu beobachten. Das Ausmaß wird am Einzelbaum abgeschätzt und bei der Beurteilung seines Blattverlustes mit berücksichtigt.


 

 


In 2020 sind bei der Eiche knapp 1,2 % der Probebäume ausgeschieden.
Im langjährigen Schnitt liegt die Ausscheiderate für Eiche bei 1,5 % und ist damit im Vergleich zum Gesamtkollektiv gering. Es zeigt sich, dass die Eiche überwiegend durch geplante Holzernte aus dem Probebaumkollektiv entnommen wird. Eine Ausnahme war in 2017, wurde an zwei Aufnahmepunkten der Generationswechsel vollzogen, da der Altbestand hier nicht mehr repräsentativ für den Waldort war. Die Altbäume sind zwar noch vorhanden, wurden aber durch neu ausgewählte Probebäume aus dem nachwachsenden Jungbestand ersetzt.


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