Einflussfaktoren auf die Entwicklung
bei Douglasie, Lärche, Hainbuche und Esche

Auch für die unter dem Sammelnamen sonstige Baumarten” zusammengefassten Arten ist gegenüber dem Beginn der Erhebung 1984 ein Anstieg des Schadniveaus zu beobachten. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Standortsansprüchen, Wuchsverhalten, Lebensspanne und natürlichen Gefährdungen sehr stark. Die Empfindlichkeiten gegenüber Witterungsverlauf, Luftschadstoffen oder Bodenveränderungen sind ebenfalls unterschiedlich, entsprechend unterschiedlich ist auch die Entwicklung im Kronenzustand.

In Rheinland-Pfalz sind Douglasie, Lärche (Europäische und Japanische Lärche), Hainbuche und Esche mit mehr als 100 Probebäumen in der Stichprobe vertreten, eine Anzahl, die bei vorsichtiger Interpretation eine jährliche Auswertung zulässt. Die Ergebnisse der Auswertungen sind bei nur 100 Probebäumen allerdings nicht im gleichen Maße repräsentativ und mit höheren Unsicherheiten behaftet wie bei den häufigen Baumarten mit mehreren Hundert Probebäumen. Auch sind kollektivbestimmte Unterschiede bei der Auswertung zwischen unterschiedlichen Stichproben auffälliger. Bei der Bewertung der Ergebnisse sind solche Einschränkungen zu beachten. Wegen des geringeren Stichprobenumfanges ist es nicht möglich, den Einfluss von beispielsweise Insektenfraß oder Fruchtbehang genauer zu untersuchen, statistisch signifikant nachzuweisen oder gar zu quantifizieren.

Bei der Douglasie hat sich der Kronenzustand gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume ist um 8 Prozentpunkte angestiegen. Der Anteil an Douglasien ohne sichtbare Schadmerkmale liegt um 2 Prozentpunkte höher. Die mittlere Kronenverlichtung ist um 7,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Diese Veränderung ist signifikant. Im Laufe der Zeitreihe
sind bei Douglasie immer wieder Schwankungen in der Schadstufenverteilung und der mittleren Kronenverlichtung zu beobachten, schon seit Beginn der Erhebung 1984 ist aber ein ansteigender Trend des Niveaus der Kronenschäden gegeben
Die Douglasie wird in ihrem Erscheinungsbild und Schadniveau durch den im ganzen Land auftretenden Befall durch die Rußige Douglasienschütte (Phaeocryptopus gaeumannii) geprägt. Der Pilz befällt die älteren Nadeln und kann dort mehrere Jahre leben. Je nach Standort und individueller Empfindlichkeit des Baumes tritt der Befall mehr oder weiniger deutlich in Erscheinung. Auch der Witterungsverlauf ist von Bedeutung - durch den Befall büßen die Nadeln ihre Frosthärte ein und werden daher besonders in Kombination mit kalter Winterwitterung von dem Baum  geschüttet. Douglasien, die bereits mehrere aufeinanderfolgende Jahre stark schüttebefallen sind, weisen zum Teil gravierende Kronenverlichtung auf.
Weitere Pilzinfektionen betreffen die diesjährigen Triebe und können sie gänzlich zum Absterben bringen. Diese sogenannten "Triebsterben" wurden 2018 erstmals an mehreren Probebäumen und verschiedenen Aufnahmepunkten festgestellt und stellen eine erhebliche zusätzliche Belastung dar. Die durch diese Pilzerkrankungen in Kombination betroffenen Douglasien sind zum Teil sehr stark verlichtet; zu einem vorzeitigen Ausfall oder Absterben von Probebäumen ist es aber bisher nicht gekommen.
Die Douglasiengallmücke (Contarinia pseudotsugae), ein aus Nordamerika eingeschlepptes Insekt, ist mittlerweile wohl im gesamten Land verbreitet, wurde jedoch bisher an den Probebäumen der WZE nicht festgestellt. Da die Douglasiengallmücke den jüngsten Nadeljahrgang befällt, kann sie in stark Schütte beeinträchtigten Douglasienbeständen ebenfalls zu einem ernsten Problem für die Douglasien werden.
Fruchtbehang ist bei der Douglasie in jährlich wechselnder Intensität zu beobachten. Auffällig zu beobachten ist, dass bei Douglasie nach Sturmereignissen häufig grüne Zweige am Boden liegen, die aus den Ästen der Oberkrone ausgeweht wurde. Je älter und höher die Bäume werden, desto mehr sind sie hiervon betroffen. Die Baumkronen erhalten dann ein zerzaustes Aussehen, was die Ansprache der Kronenverlichtung erschwert. Auf Dauer passt sich die Douglasie so in ihrer Kronenform aber wohl auch an die örtlich auftretenden Windverhältnisse an.
Laut Bundeswaldinventur (2012) ist die Douglasie mit 5,0 % Anteil an der Waldfläche des Landes vertreten. Im Stichprobenkollektiv der Waldzustandserhebung ist sie mit nur 3,0 % Anteil unterrepräsentiert. Entsprechend sind die Ergebnisse unsicher und es können höhere zufallsbedingte Schwankungen auftreten. Die Entwicklung in der Zeitreihe ist für die Bewertung damit umso wichtiger.
Bei der Douglasie ist zu berücksichtigen, dass sich die Altersklassenverteilung des Stichprobenkollektivs deutlich verschoben hat. War 1984 noch über die Hälfte in der jüngsten Altersklasse (bis zu 20 Jahre alt), so ist diese ab 2009 nicht mehr in der Stichprobe vertreten. Der Schwerpunkt liegt jetzt bei den mittelalten Beständen. Der Anteil über 60-jähriger Bäume ist 2009 fünfmal so hoch wie zu Beginn der Zeitreihe.

Die Lärche zeigt in der Zeitreihe einen Anstieg des Schadniveaus bis 2006. Bis 2013 schien ein Trend zur Besserung erkennbar zu sein, ab 2014 stieg das Schadniveau jedoch wieder an Eine Ursache dafür ist nicht erkennbar. In 2011  war örtlich sehr starker Befall mit der Lärchenminiermotte (Coleophora laricella) beobachtet worden, was  zu einer erhöhten Kronenverlichtung führte. In den letzten Jahren waren die Fraßschäden durch die Lärchenminiermotte ohne Bedeutung.
Ab dem Jahr 2000 ist bei der Lärche regelmäßig alle 2 Jahre stärkerer Fruchtbehang zu beobachten, die Jahre starken Fruchtbehangs decken sich meist mit den Jahren des Anstiegs der deutlichen Schäden, jedoch ohne dass ein Zusammenhang nachgewiesen werden könnte. Die Lärchen schätzen Standorte mit guter Bodenwasserversorgung aber geringer Luftfeuchte. Es ist daher anzunehmen, dass  die Trockenheit der letzten Jahre die Lärchen belastet hat, 2020 und 2018 verbunden mit dem starken Zapfenbehang, jeweils zu einem Anstieg des Schadniveaus führte und die Erholung im Zwischenjahr behinderte, in 2016 war trotz starken Fruchtbehangs die Kronenverlichtung sogar zurückgegangen. Die Probebäume sind schwerpunktmäßig in den mittleren Altersklassen (21 bis 80 Jahre) vertreten.

Die Hainbuche hat sich in ihrem Kronenzustand gegenüber dem Vorjahr wieder erholt. Der Anteil deutlicher Schäden ist um 30 Prozentpunkte zurückgegangen, die mittlere Kronenverlichtung ist um 10,7 Prozentpunkte niedriger. Von 1995 bis 2007 hatte die Hainbuche ein vergleichsweise hohes Schadniveau, wies aber auch starke Schwankungen in der Schadstufenverteilung auf. Ab dem Jahr 2008 war das Schadniveau erheblich zurückgegangen und lag nur noch geringfügig über dem Niveau der 1980er Jahre.
Die Hainbuche wächst oft in Mischung mit Buche oder Eiche und leidet unter denselben Fraßgesellschaften durch Blattkäfer oder Schmetterlingsraupen wie diese. In 2020 war Insektenfraß merklich weniger häufig als im Vorjahr. Fruchtbehang trat hingegen wieder sehr häufig auf.
Bei Hainbuche deutet sich ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Kronenverlichtung und dem Fruchtbehang an, ist wegen der geringen Zahl an Probebäumen aber nicht statistisch abzusichern. Die Fruchtstände der Hainbuche sind grün und tragen mit ihren Hochblättern wie normale Blätter zur Photosynthese bei. Im Laufe des Jahres werden die Hochblätter der Fruchtstände vor den normalen Blättern erst gelb, dann braun und fallen schließlich ab. Je später im Jahr der Termin der Waldzustandserhebung und je weiter fortgeschritten die Vegetationsentwicklung ist, desto eher kann der Fruchtbehang bei Hainbuche einen Einfluss auf die Bewertung des Kronenzustandes haben.
Die Hainbuche ist häufig mit Eiche vergesellschaftet auf den trockeneren Standorten der Taleinhänge von Rhein, Mosel und ihren Nebenflüssen zu finden. Unter Trockenstress neigt sie sehr schnell zu Verfärbungen und vorzeitigem Laubfall, treibt dann aber im nachfolgenden Frühjahr in der Regel wieder normal aus. Hainbuchen finden sich oft in durchgewachsenen Niederwäldern und gehören häufig zu Beständen der mittleren und höheren Altersklassen.

Bei der Esche ist das Schadniveau weiterhin extrem hoch. Der Anteil deutlicher Schäden ist um 19 Prozentpunkte höher als im Vorjahr, Eschen ohne sichtbare Schadmerkmale sind nur vereinzelt im Kollektiv der Probebäume zu finden. Die mittlere Kronenverlichtung liegt um 4,4 Prozentpunkte höher. 
Im Jahr 2009 ist in Rheinland-Pfalz das durch den Pilz "Falsches Weißes Stengelbecherchen" (Hymenoscyphus fraxineus) ausgelöste Eschentreibsterben erstmals bestätigt worden. Mittlerweile tritt es in in allen Landesteilen und in allen Altersklassen auf. An allen Aufnahmepunkten mit Eschen unter den Probebäumen wurden im Verlauf der letzten drei Jahre Eschen mit Schadsymptomen beobachtet. Die infolge der Erkrankung abgestorbenen Triebe oder Blätter gehen in die Bewertung der Kronenverlichtung mit ein. Seit 2015 werden regelmäßig an etwa der Hälfte der Eschen Symptome des Eschentriebsterbens notiert. Das Schadniveau der Esche wird vom Eschentriebsterben geprägt und ist sehr stark angestiegen. Auch ist zu beobachten, dass Eschen-Probebäume vorzeitig absterben oder bewusst entnommen werden. Langfristig ist von einem ungewollten Rückgang des Anteils der Esche in unseren Waldökosystemen auszugehen. Neben den befallenen Eschen sind im selben Waldbestand auch nur gering betroffene oder sogar symptomfreie Eschen zu finden. So besteht die Hoffnung, dass weniger empfindliche Eschen überleben und sich verjüngen können. Da die Esche jedoch nur einen geringen Anteil am Gesamtkollektiv der Waldzustandserhebung hat, ist die Schadentwicklung dieser Baumart nur von geringem Einfluss auf die Schadentwicklung des Waldes insgesamt. Das Eschentriebsterben wird von den Fachleuten für Waldschutz intensiv beobachtet und untersucht.
Bis 2003 war die Esche vergleichsweise wenig von Kronenschäden betroffen. Die Zeitreihe zeigte keinen klaren Trend einer Entwicklung. In 2004 war ein merklicher Anstieg der Kronenschäden zu beobachten und in 2006 ein weiteres Maximum. In diesen beiden Jahren hat die Esche vergleichsweise starken Fruchtbehang gezeigt, zusätzlich war wiederholt Insektenfraß festzustellen. In den folgenden Jahren trat weder stärkerer Fruchtbehang noch Insektenfraß in Erscheinung und das Niveau der Kronenverlichtung ging wieder auf die ursprünglichen Werte zurück. So steht zu vermuten, dass die Verlichtungsschübe 2004 und 2006 durch Fruchtbehang und Insektenfraß ausgelöst wurden und die Eschen damals so vital waren, dass die dabei entstandenen Kronenschäden regeneriert werden konnten. Seit 2009, mit dem Auftreten des Eschentriebsterbens, ist das Schadniveau der Esche dann durchgehend angestiegen. Die infolge der Erkrankung abgestorbenen Triebe oder Blätter gehen in die Bewertung der Kronenverlichtung mit ein. Die Esche regeneriert dann soweit möglich über neu gebildete Triebe aus dem Kroneninneren heraus, während die in den Vorjahren abgestorbenen, trockenen Triebe herausbrechen. Werden dabei weniger junge Triebe neu infiziert als bereits trockene Triebe herausbrechen, so erscheint die Krone der Esche äußerlich weniger verlichtet als im Vorjahr und die Schädigung geht optisch zurück, ohne dass tatsächlich eine Entspannung im Schadgeschehen eingetreten ist.
Die Probebäume finden sich vergleichsweise ausgeglichen in allen Altersklassen bis 100 Jahre, ältere Probebäume sind selten.


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